Suicide Squad

suicide_squad_coverIch habe nun endlich auch Suicide Squad gesehen. Ich kenne die ganzen Stimmen, die man überall im Zusammenhang mit dem lang erwarteten Antihelden Film hört und habe meine Erwartungen dementsprechend runtergeschraubt. Ich bin dennoch traurig aus dem Kino gegangen. Ich bin traurig, weil es so schön hätte sein können.

Der Film fängt wirklich nicht schlecht an. Die meisten Figuren machen mich neugierig, da sie interessante Hintergrundgeschichten haben. Einige gehen allerdings komplett unter. Am deutlichsten merkt man das an Killer Croc, der einfach nur da ist, um hässlich zu sein. Selbst Slipknot kann durch sein extrem schnelles Ableben der Gruppe wenigstens zeigen, dass die Sprengsätze im Nacken kein Bluff sind. Für Deadshot und Harley nimmt sich der Film etwas mehr Zeit, aber für meinen Geschmack nicht genug. Gerade die tragische Geschichte zwischen dem Joker und Harley bietet so viel. Es wird in einer kurzen Montage erzählt, wie Harley, damals noch Dr. Quinzel, den Joker therapiert und sich dabei so sehr in ihn verliebt, dass sie für ihn sterben will. Sie wird verrückt wie er und entwickelt sich zu Harley Quinn. Das tragische daran ist, dass sie eigentlich ein normales Leben mit ihm führen möchte, was aber so gar nicht zum Joker passt. Dem Zuschauer fehlen Szenen zwischen den beiden, die es glaubwürdig machen, dass sich Harley in den Joker verliebt. Am liebsten hätte ich darüber einen ganzen Film gesehen, der auch mehr den Charakter des Jokers beleuchtet. Die durchaus gelungene Darstellung von Jared Leto fühlt sich zu wertvoll für die belanglose Rolle an, die er in Suicide Squad spielt. Die deutsche Synchronstimme ist dabei hoffnungslos überfordert den originalen Joker wiederzugeben.

Statt die Geschichten der Charaktere zu erzählen, die ich viel interessanter finde, als die von Marvel, wird lieber ein Rettet-die-Welt-Szenario á la Marvel erzählt, das wir schon viel zu häufig gesehen haben. Ich dachte nur, oh guck mal, da ist ja der obligatorische Strahl in den Himmel, der keinen Sinn hat und die Welt zerstören soll.
Es war der Versuch Marvel zu kopieren, der Suicide Squad das Genick gebrochen hat. Das was bei Marvel abgeguckt ist, ist zu allem Übel auch noch sehr schlecht umgesetzt. Man muss nur mal den gemeinsamen Kampf der Avengers mit dem Kampf des Suicide Squads vergleichen. Wenn ich an den One Shot aus The Avengers denke, bei dem jeder Held seine Stärken zeigt und sie sich in perfekter Harmonie gegenseitig unterstützen muss ich glatt wieder grinsen. Unser Squad dagegen hampelt unkontrolliert in die Luft schlagend hin und her und versucht verzweifelt einen übermächtigen Gegner zu erwischen.

Seine Stärken zeigt Suicide Squad in den Szenen, die nicht an Marvel erinnern. Mir gefällt sehr aus Sicht der Bösen zu sehen, wie Batman einen nach dem anderen einfängt. Dabei erscheint er selbst wie der eigentliche Böse. Er wirkt sogar ein bisschen notgeil, wenn er Harley auf seine Motorhaube wirft und sofort mit Mund-zu-Mund Beatmung beginnt. Schon mal einen notgeilen Batman gesehen? Ganz stark ist auch eine Szene, in der die sonst so quirlige Harley Quinn mit wenigen Worten das Beileid ihrer Mitstreiter erhält, weil sie gerade ein Schicksalsschlag erleiden musste.
Ich sehe diesen Film nicht als kompletten Reinfall, denn er hat mir neben den negativen Punkten einiges gezeigt, wovon ich mehr haben will.

DC sollte einen eigenen Weg finden, sich Zeit für die Helden nehmen und gerne den Humor runterschrauben und dafür einen düstereren Ton anstimmen. Diese Art Superhelden Filme existieren kaum. Und die Dark Knight Reihe von Christopher Nolan hat doch gezeigt, dass düster und humorlos auch Erfolg bedeuten kann. Ich hoffe die DC Produzenten lernen durch die Resonanz zu Suicide Squad, dass sie nicht Marvel sind.

2 Kommentare bei „Suicide Squad“

  1. Ich kann dir nicht wiedersprechen 😉 Gerade die erste hälfte des Filmes, bevor die in der Bar gelandet sind, hat mir aber gerade wegen des Humors echt gut gefallen. Stadtdessen hätten die alle Szenen mit Joker entfernen können…

  2. Ja, die Gags haben schon gezündet und die will ich auch nicht schlecht machen. Ein ernster Ton würde sich aber von dem Marvel Einheitsbrei abheben. Was ich gut finden würde: Marvel macht buntes, lustiges, leichtes Popkornkino (was sie ja auch können) und DC zeigt düstere, ernste, tiefgründige Geschichten, an die Marvel sich nicht rantraut. Marvel macht genug Marvel, da muss nicht DC auch noch Marvel machen. Ich will mehr Streifen, die in Richtung Dark Knight gehen.

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